Klassentreffen
(aus dem Schwenker 3/2022)
Sternzeit 13022022. Die Gastronomie ist mal wieder offen und das
hat ein findiger Klassenkamerad genutzt, uns alle in seinen
Landgasthof „Gänsberg“ in Wiesloch, meiner Heimatstadt, zu
locken. Und es sind auch 20 ehemalige Mitschüler gekommen.
Als ich dazugestoßen bin, saßen schon einige bei ihrem ersten
Gläschen Wein. Zuerst dachte ich, ich wäre im falschen Saal,
denn da saßen nur alte Männer mit dicken Bäuchen und Glatzen
und Frauen mit Falten im Gesicht oder mit Schminke für mindestens
100 Euro auf eben diesem Körperteil. Doch dann wurde ich mir gewahr,
dass dies alles meine Mitschüler waren und damit alles Leute meines
Jahrgangs. Was für ein Schreck ! Ich begrüßte alle und setzte mich
dazu. Nach dem „wie geht`s denn so ? kam das unvermeidliche.
Aaaalte Geschichten. Bei manchen war man selbst dabei oder sogar
mittendrin, also quasi das Objekt der Belustigung. Andere kannte
man nur aus früheren Erzählungen und wieder andere waren mir
noch unbekannt. Eine dieser Anekdoten möchte ich hier kurz
erwähnen. Es war bei einer der berühmt berüchtigten „Kellerpartys“.
Der Partyraum war eine Einliegerwohnung hatte einen Zugang zum
Garten. Da Sommer war, stand die Schiebetür nach draußen offen.
Allerdings hatte sie wohl jemand in Gedanken dann doch geschlossen,
denn als Petra nach draußen wollte, rannte sie ungebremst gegen die
Glastür. Das war natürlich recht witzig und alle, auch ich, machten uns
über Petras Schusseligkeit lustig. Weniger zum Lachen fand ich dann
allerdings die Tatsache, dass rund ¼ Stunde später auch ich die Scheibe
übersah und mir meinen Riechkolben ordentlich verbog. Leider war ich
der Einzige, der darüber nicht lachen konnte. Zugegeben schmeichelte
es mir nun beim Klassentreffen gut 42Jahre später, dass auch ich es in
die Analen der Klasse geschafft habe, wenn auch auf etwas unrühmliche
Weise. Auch eine andere Geschichte über mich wurde natürlich zum
Besten gegeben. Hier muss ich noch vorausschicken, dass Mathematik
von der Grundschule bis zur Fachhochschule mein absolutes Lieblingsfach
war. Allerdings hatte ich in der 9.Klasse noch nicht die ganz große Klappe
wie heute und es machte mich damals noch nervös, wenn ich vor der
Klasse sprechen oder etwas an der Tafel machen sollte. Und so war es
auch an diesem Vormittag 1979. Der arme, kleine Uli sollte an der Tafel
eine Aufgabe lösen. Das fing auch ganz gut an. Bis zum letzten
Rechenschritt. Eigentlich hätte ich nur noch ein Zwischenergebnis vom
letzten Rechengang subtrahieren müssen. Aber ich stand an der Tafel und
kam nicht drauf. Nach kurzer Zeit wollte mir dann unser Lehrer helfen und
sagte zu mir: „Jetzt zieh ab“! Und ich dachte, ok vielleicht ist das doch
schon das Ergebnis. Jedenfalls legte ich Kreide hin und ging zu meinem
Platz zurück. Alle, zumindest die die dem Rechenweg folgen konnten,
lachten sich natürlich halb kaputt. Und das nicht nur 1979 sondern auch
noch 2022. Zum Glück war aber nicht nur ich Gesprächsthema. Es gab
noch einige andere Mitschüler(innen), über die wir uns damals und auch
heute amüsieren konnten.
Vielleicht habt auch ihr ein paar Anekdoten aus euerem Leben vor Corona
und möchtet diese der Öffentlichkeit preisgeben.
Uli